Matisse und die Mode

Dezember 21, 2017


Wir alle kennen sie. Sie begegnen uns täglich im Internet und auf unseren Smartphones, manchmal sind wir von ihnen genervt, manchmal begeistern und inspirieren sie uns. Die Rede ist von Outfitposts. Hübsche Mädels und Jungs zeigen sich in ihrem allerbesten Zwirn und das idealerweise noch vor einem ästhetischen Hintergrund. Doch diese Art Kleidung zu inszenieren existiert nicht erst seitdem es Blogger oder Instagram gibt. Im Grunde haben schon die alten Meister der Kunst mit ihren Modellen und deren Kleidung den ''Outfit of the Day Post'' ins Leben gerufen und das schon weit bevor es die Fotografie oder irgendwelche Filter gab. Auch für den französischen Maler Henri Matisse haben Mode und Textilien eine sehr große Rolle gespielt. Seine Modelle waren entweder nackt oder in ganz besondere Kleidung gehüllt, die man tatsächlich auch heute noch tragen könnte.

Henri Matisse wurde 1869 in Le Cateau-Cambrésis als Henri Émile Benoît Matisse geboren. Noch bevor er sich in irgendeiner Form mit Kunst auseinander setzte, interessierten ihn Stoffe und Textilien. Aufgewachsen in einer der wichtigsten Textilstädte Nordfrankreichs, war Matisse von klein auf von den verschiedensten Stoffen in allen erdenklichen Farben umgeben. Schon früh begann er Stoffreste und Textilien zu sammeln, was ihn in seiner späteren Arbeit als Maler sehr prägte. Egal ob Stillleben oder Porträt, neben leuchtenden Farben, Blumen, Früchten oder dem Interieur, spielten Kleidung und Stoffe eine zentrale Rolle in den Gemälden des Künstlers.

Eine große Inspiration zog Henri Matisse aus der islamischen Kultur und dem Orientalismus. Nachdem er eine islamische Ausstellung in München besuchte, war er fasziniert von den Farben, Mustern und Ornamenten. Der Franzose unternahm daraufhin einige prägende Reisen, unter anderem nach Marokko und Algerien und hatte dabei stets neue Stoffe und noch mehr Inspiration im Gepäck.


''Wenn ich arbeite, versuche ich nie zu denken, nur zu fühlen.'' - Henri Matisse



Matisse malte Frauen in reich bestickten Rüschenblusen, mit ausladenden Puffärmeln, lange fließende Kleider in Farben, die mehr leuchten als jede Blume, transparente Blusen, die den Blick auf die nackte Brust freigeben, orientalische Kopfbedeckungen oder weite Haremshosen - der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Für Matisse musste ''Kunst vor allem dekorativ sein'', wie er selbst einmal sagte und das war seine Malerei ganz bestimmt. Mit der Mode in die der Künstler seine Modelle kleidetet, schaffte er mit nur einem Bild ein Gesamtkunstwerk und auch eine Geschichte, in der man sich stundenlang verlieren kann und immer wieder neue Dinge entdeckt.

Nicht nur Matisse liebte die Mode, sondern die Mode liebt, bis heute, auch Matisse. Designer lassen sich immer wieder vom französischen Künstler inspirieren. Im Jahre 1981 kreierte Yves Saint Laurent mit seiner Herbst/Winter Kollektion ''La Blouse Roumaine'' eine Hommage an Henri Matisse. Auch Designer wie Christopher Kane, Versace oder Issey Miyake holten sich schon die ein oder andere Anregung von dem Franzosen. Vor Allem die späten Scherenschnitte von Matisse finden sich in vielen Kollektionen wieder. Diese Liebe zwischen Künstler und Textilien oder Designer und Kunst, zeigt wieder einmal wie sehr Mode und Kunst zusammenhängen und welch eine wunderbare Symbiose beide Bereiche eingehen können um etwas noch großartigeres zu schaffen.

Ganz aktuell finden sich auch immer wieder die Gesichtszeichnungen von Matisse in Kleidung und Accessoires wieder. Also, immer schön die Augen offen halten, vielleicht findet sich ja das eine oder andere Kunstwerk, dass du dir an die Ohren hängen kannst.



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Tipp: Wer die Werke von Matisse mal aus nächster Nähe betrachten möchte, kann noch bis zum 14.01.2018 dem Frankfurter Städel Museum einen Besuch abstatten.

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