Das Operndinner
Januar 31, 2018
„Leute die zum ersten Mal in der Oper sind
reagieren oft sehr überraschend. Entweder mögen sie die Oper, oder sie hassen
sie. Wenn sie die Oper lieben, dann ist es für immer. Die andern - tun mir leid.
Denn die Musik wird nie ein Teil ihrer Seele werden.“
1990 war das Jahr, in dem Milliarden von Frauen einen ganz
neuen Zugang zum Thema Oper bekamen. Es war dieser Moment, als Julia
Roberts in einem roten, schulterfreien Kleid, weißen Abendhandschuhen und ein traumhaftes Diamant-Collier tragend, von dem damals wie heute sehr attraktiven Richard Gere in die Premiere von „La
Traviata“ ausgeführt wird. Der Film „Pretty Woman“ wurde ein Welterfolg und ist
auch noch 28 Jahre später ein gern gesehener Klassiker.
Zugegeben: im Jahr 1990 war ich erst fünf und noch viel zu
jung um die Romanze zwischen einer Prostituierten und einem Geschäftsmann zu
verstehen. Aber Jahre später (als der FSK und damit auch meine Eltern mir endlich erlaubten, den Film
zu sehen) verliebte auch ich mich... in die Darsteller, in die Mode, die
Romantik und vor allem in die Oper. Für mich ist sie eine Welt voller Eleganz, Zauber
und Poesie. Auch wenn man der italienischen Sprache nicht mächtig ist, so
spürt man in der Emotionalität der Musik doch, was wirklich wichtig ist.
Als Facebook mir vor einiger Zeit das Event „Operndinner“ im
Café Luitpold vorschlug, war ich vorstellbarerweise begeistert. Meine
Leidenschaft für gutes Essen, kombiniert mit der Magie der Oper... das konnte
nur gut werden!
Also animierte ich eine Gruppe von Freunden, wir putzten uns
heraus und trafen voller Erwartungen in der, von Guide Michelin Gusto drei Jahre in
Folge ausgezeichneten, Lokalität ein. Das Dinner fand im Innenhof des Luitpoldblocks, dem
sogenannten Palmengarten statt. Drei lange Tafeln waren aufgebaut, geschmückt
mit Kerzenleuchtern, an denen kleine Kirschtomaten und Weintrauben hingen. Direkt vor mir
stand außerdem eine, auf drei Gabeln aufgespießte Kartoffel, in der jemand eine
brennende Kerze drapiert hatte. Meine Begleiter hatten ein ähnliches Szenario
mit einem Wirsing vor sich. Zumindest war man kreativ geworden. Nachdem wir uns für unsere Getränke entschieden hatten, erblickten
wir einige Gäste, die den Aufruf „Outfit passend zum Thema“ tatsächlich wörtlich
genommen hatten. Es gab mehrere Damen mit weißen Perücken und barocken Abendkleidern,
die denen der Darsteller in nichts nachstanden. Ein Herr trug eine Maske wie
das Phantom der Oper und ein anderer hatte zumindest einen klassischen Frack
mit Fliege angezogen.
Neben dem Bekleidungs-Contest gab es noch eine Art
Kartenspiel mit zwölf detailreich gezeichneten Abbildungen von aus der Zeit gesprungenen Damen auf der
Vorderseite und einem in feinen Lettern handgeschriebenen Rätsel auf der Rückseite.
Jedes stand für ein Wort, welches man in ein vorgefertigtes Buchstabenmuster
eintragen konnte. Das sich daraus ergebende Lösungswort berechtigte den Gast
zur Teilnahme am Gewinnspiel des Abends. Der Hauptpreis: eine Flasche „Liebestrunk“. Eine Dame in barocker Robe, offensichtlich eine der
Darstellerinnen, erhob die Stimme und führte uns in den Abend ein. Denn das
Operndinner war nicht, wie ich angenommen hatte, eine Kombination erlesener
Speisen, untermalt von Opernmusik... es war eher eine Art „Mitmach-Theater“. Im
Laufe des Abends wurde jedem Gast eine Rolle zugewiesen. Es gab einen Arzt,
viele Geliebte, Verschmähte, Drama und Versöhnung, Nebendarsteller und
zum-Tanz-Aufgeforderte: kurz gesagt, man verlor schnell den Überblick.
Abwechselnd wurde nun gesungen/gespielt oder gegessen. Letzteres
war für mich persönlich, ganz offen gesagt, eine absolute Enttäuschung. Auf der
Karte wurde ein phantastisches Menü offeriert: Anti Pasti Etagere, Gnocchi con
salsa tartufo, Spaghetti alla frutti di mare, gebratenes Schwarzfederhuhn mit
Dattel-Portweinjus, gelben Karotten und Kartoffelbaumkuchen, dazu als krönenden
Abschluss ein Dolce Tricolore.
Die Wahrheit sah so aus: eine Etagere mit ein bisschen Schinken, Käse, Oliven, eingelegten Pilzen und noch ein paar anderen eher geschmacklosen Kleinigkeiten. Danach bekam jeder einen leeren Suppenteller, die Kellner gingen mit großen Schüssel herum und klatschten einem nach Wunsch matschige Spaghetti oder ein paar (zugegebenermaßen scheinbar selbst gemachte) Gnocchi auf den Teller. Leider beides wieder recht fad im Aroma. Genauso wie das Schwarzfederhuhn, dass ich in dieser Geschmacksqualität auch in unserer Mensa finden würde. Nachdem ich über eine Stunde auf meinen Espresso gewartet hatte, wurde uns das Dolce Tricolore serviert. Wie die anderen Gerichte auch dies ohne richtigen Eigengeschmack, aber immerhin hübsch angerichtet. Mein Tischnachbar spießte mit der Dessertgabel leider zuerst in die Plastikfolie, die wohl jemand vergessen hatte zu entfernen.
Die Wahrheit sah so aus: eine Etagere mit ein bisschen Schinken, Käse, Oliven, eingelegten Pilzen und noch ein paar anderen eher geschmacklosen Kleinigkeiten. Danach bekam jeder einen leeren Suppenteller, die Kellner gingen mit großen Schüssel herum und klatschten einem nach Wunsch matschige Spaghetti oder ein paar (zugegebenermaßen scheinbar selbst gemachte) Gnocchi auf den Teller. Leider beides wieder recht fad im Aroma. Genauso wie das Schwarzfederhuhn, dass ich in dieser Geschmacksqualität auch in unserer Mensa finden würde. Nachdem ich über eine Stunde auf meinen Espresso gewartet hatte, wurde uns das Dolce Tricolore serviert. Wie die anderen Gerichte auch dies ohne richtigen Eigengeschmack, aber immerhin hübsch angerichtet. Mein Tischnachbar spießte mit der Dessertgabel leider zuerst in die Plastikfolie, die wohl jemand vergessen hatte zu entfernen.
Um nicht gemein zu sein... die Mitarbeiter waren durchaus
bemüht. Und ja, es ist nicht einfach, so viele Menschen über vier Stunden
hinweg mit perfektem Timing zu versorgen. Aber ich finde, bei einem Ticketpreis von 79€ pro Person
kann man auch einen Anspruch auf Qualität haben. Mein Vorschlag: lieber einen
Gang weniger anbieten und dafür die Zubereitung und das Ambiente verbessern. Positiv hervorheben möchte ich die fünf Operndarsteller des
Abends. Sie haben sich sehr bemüht uns zu unterhalten, die Musikauswahl und
auch ihre schauspielerische Leistung war gut und es hat viel Spaß gemacht ihnen
bei all den Irrungen und Wirrungen in den dazugehörigen Stücken zuzusehen. Einzig die Szene einer Nudelschlacht, die direkt über
unseren Köpfen stattfand, hätten wir gerne übersprungen. Die Nudeln, die bei
näherem Hinsehen in Wasser getauchte Wollfäden waren, hingen überall auf
unserer Kleidung, in unseren Weingläsern und in den Haaren. Ich bin wirklich
nicht pingelig, aber Wolle in meinem Wein ist einfach suboptimal. ;)
Mein Fazit zum Ende: es war eine interessante Erfahrung und
die Idee Oper und Essen zu kombinieren finde ich immer noch gut. Das von mir
besuchte Dinner würde ich so in genau dieser Form allerdings nicht wiederholen.
Den Liebesbrief des Marquis mit echtem Wachssiegel hab ich trotzdem als Erinnerung behalten, denn wann bekommt man so etwas noch in der heutigen Zeit? ;) |
Weitere Fotos und Videos des Abends findet ihr auf unserem Instagram-Account.
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